Fossile Kleininsekten aus dem Lias

Begonnen von Klaus Herrmann, Februar 26, 2011, 13:19:47 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Klaus Herrmann

Hallo,

ich habe von einem Geologen einen Kasten Präparate bekommen, die er für seine - wohl schon selbst verfasste  ;)- Doktorarbeit angefertigt hat. Er hat Sedimente des Hannoverschen Berglandes untersucht. Ein Schwerpunkt waren dabei fossile Pollen.

Um es vorweg zu nehmen: die Präparate sind alle in Glyceringelatine eingedeckt und durch die Bank grausam verdorben. Dazu werde ich noch separat Bilder zeigen, weil es da ganz reizvolle Ansichten gibt. Unter anderem auch wunderschöne Kristalle, die wohl durch die Aufarbeitung mit HCl entstanden sind.

Hier zeige ich 2 Bilder aus einem Präparat, das beschriftet ist : Insekten-Kalk Lias Schlewecke/Bad Harzburg mit HCl gereinigt.
Diese filigran verästelten Strukturen tauchen öfters auf. Hier mit dem 20er Objektiv aufgenommen. Größe habe ich noch nicht gemessen wird nachgereicht. DIC mit λ  und ¼λ

Meine Frage an die Insektenkundigen: ist das eine Struktur, die man Insekten zuordnen kann? (Trachcheen?)



Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Klaus Herrmann

Ich muss noch nachreichen: der Durchmesser der "Spinne" beträgt ca 65 µm
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Ragin

Hallo Klaus,
Ich hab leider keinen Plan, was da darstellen soll. Ich frage mich auch, wie und was für Insekten in einem solchen Liaskalk eingelagert sein sollen.
Bildet Kalkstein sich nicht erstrangig am Meeresboden durch Ablagerungen von verschiedenen Meeresbewohnern, welche Kalkpanzer bilden?
Das können Algen, Foraminiferen, Muscheln , Schnecken, Korallen oder Seeigel sein. Insekten mögen schon auch mal in´s Wasser fallen, wird schon mal vorkommen, aber ich hab da nie davon gehört, dass man da versteinerte Zeugnisse findet. Na ja, bin wirklich kein Experte.
Schöne Grüße,
Rainer
Ich pflege das bayrische Du, von Mensch zu Mensch

Monsti

Lieber Klaus,

eigentlich meine ich, dass ich mich in der Entomologie nicht sooo schlecht auskenne, aber diese Struktur sagt mir gar nichts.

@Rainer: Außer Insekteneinschlüssen in Bernstein kenne ich auch keine Insektenfunde im Meer.

Grüßle vom
Monschter

Ragin

Hallo Monsti,
Ich denke mal, die Funde stammen eher aus Binnengewässern dieser Zeitepoche. Da wird man wohl auch eher nach Pollen suchen als in Meeressedimenten. Versteinerte Insekten gibt´s ja schon, Libellen beispielsweise, aber auch Käfer. Die gezeigte Struktur ist meines Erachtens nach eher nix, was zu einem Insekt gehört.
Liebe Grüße,
Rainer
Ich pflege das bayrische Du, von Mensch zu Mensch

Monsti

Überhaupt, wo liegt denn Bad Hersburg? Prof. Dr. Google liefert mir da nur Widersprüchliches. Mit der genauen Lage des Fundes ließe sich auch etwas über den Lias sagen.

Liebe Grüße
Angie

Klaus Herrmann

Liebe Monsti,

von meinem Haupt rieselt die Asche:

ZitatBad Hersburg
gibt es natürlich nicht aber Schlewecke bei Bad Harzburg schon eher!

Bad Hersfeld gibt es auch, das ist aber nicht gemeint. Mein erste Fehler seit 70 Jahren, aber irgenwann macht jeder mal einen! ;D
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Klaus Herrmann

Hallo Insektenkundler,

ich bitte um Verzeihung, es sind die Tümpler gefragt, so wie es jetzt aussieht.

Diese Doktorarbeit ist umfangreich und sie liest sich nicht wie ein Artikel im Sonntagsblatt: aber jetzt bin ich so weit, dass ich diese Struktur Polysphaeridium zuordenen kann. Gehört wohl zu den Dinoflagellaten.

Ich habe im Netz Bilder gefunden die in etwa vergleichbar sind:

http://www-odp.tamu.edu/publications/101_SR/VOLUME/CHAPTERS/sr101_correction.pdf

Hoffentlich klappt der Link! Ja er klappt!

Nicht exakt das selbe aber die Richtung stimmt!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

TPL

#8
Hallo Klaus,
der Link funktioniert, aber die dort abgebildeten Dinoflagellaten aus dem Alb-Cenoman (ca. 95 Millionen Jahre vor heute) vor den Bahamas haben für mich kaum Ähnlichkeiten mit dem Gebilde im Präparat aus dem Lias (ca. 195 Millionen Jahre vor heute) von Schlewecke. Das wäre auch verwunderlich, denn während der Ablagerungsraum Schleweke im Lias ein brackiges Flachmeer war, herrschten in der Mittelkreide (rund 100 Millionen Jahre später!) im Zentralatlantik bereits pelagische (offen-ozeanische) Bedingungen http://www-odp.tamu.edu/publications/159_SR/ABSTRACT/35.HTM. Ich habe eine Menge Proben aus solchen Paläo-Milieus durchmustert (übrigens auch die der Autorin ;)), aber nie derartige Strukturen gesehen.

Ich habe keine Ahnung, was das Gebilde aus dem Schlewecke-Präparat sein könnte, aber ich kenne keine fossilen Dinoflagellaten, die so aussehen. Man soll ja, um den "Publikumsjoker" effektiv zu nutzen, keine Richtung vorgeben. Da das hier aber eh schon geschehen ist, wage ich die Vermutung "Pilz-Mycel".

Gruß, Thomas

Klaus Herrmann

Danke Thomas für Deinen Beitrag,


Zitatübrigens auch die der Autorin

Keine Ahnung, auf welche Dame Du Dich beziehst, der Autor der Arbeit, die mir zu den Proben vorliegt ist eindeutig männlich!:

Zitateinem Geologen

Zu Polysphaeridium, von dem es eine Abbildung in der Arbeit gibt habe ich leider kein Bild im Netz gefunden.

Ich hoffe aber, dass es ausser Dir noch weitere Publikumsjoker gibt, die sich genausowenig wie Du von einer eventuell falschen Richtung beeinflussen lassen! :D

Der Autor selbst hat sich noch nicht geäußert!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

TPL

Hallo Klaus,
ZitatKeine Ahnung, auf welche Dame Du Dich beziehst, der Autor der Arbeit, die mir zu den Proben vorliegt ist eindeutig männlich!
Die Autorin (Edwige Masure) des Beitrags, den Du als Link angegeben hast, ist eindeutig weiblich.

ZitatZu Polysphaeridium, von dem es eine Abbildung in der Arbeit gibt habe ich leider kein Bild im Netz gefunden.
Dazu sind auch mehr als 3 Klicks nötig (fünf, bzw. sechs, um genau zu sein): http://scialert.net/fulltext/?doi=ijb.2010.351.370&org=11 http://www-odp.tamu.edu/publications/149_SR/chap_10/chap_10.htm.
Allerdings führt das nur weiter in die Irre, denn eine Ähnlichkeit zu dem Gebilde aus Deiner Abbildung kann ich nicht erkennen.
Gruß, Thomas

Klaus Herrmann

Hallo Thomas,

nachdem die Geschlechter von 2 verschiedenen Wissenschaftlern eindeutig geklärt sind bleibt noch eine Unsicherheit:

was ist das, was ich auf dem Präparat

Insekten-Kalk Lias Schlewecke/Bad Harzburg mit HCl gereinigt.

gefunden habe?

Ich bin nicht der Experte wie Du auf dem Gebiet. In der Dissertation ist nur ein kleines Bild, das dem am nächsten kommt. Mehr Anhaltspunkte habe ich nicht. Nicht umsonst habe ich diese Bilder in die Rubrik "Bestimmungshilfe" gestellt.

Du hast doch schon viele Präparate aus diesem und vielen anderen Fundorten auf der Welt durchmustert - sind Dir dabei solche oder ähnliche Strukturen nie begegnet? Auf diesem Präparat kommen noch einige vor, die vergleichbar aussehen. Und ein Artefakt würde ich in diesem Fall ausschließen - obwohl es einige Artefakte gibt, die ganz hübsch aussehen.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Monsti

Lieber Klaus,

frecherweise ist es in der Natur so, dass sich bestimmte Formen in nahezu allen Dimensionen wiederholen (Beispiel: dentritische-, Sechseck-, Ei- und Kreisformen), so dass es ohne Kenntnis über andere, damit im Zusammenhang stehende Funde in der Probe kaum möglich sein wird, auf einen bestimmten Organismus zu schließen. Ohne zu wissen, in welchen Dimensionen Du Dich bewegst, könnte es sich auf den gezeigten Fotos auch um einen See mit seinen Zuflüssen handeln. Kurz: Es handelt es sich um eine dentritische Form, die in der Natur überall dort vorkommt, wo es um den Transport von Flüssigkeiten zu einem tiefsten Punkt geht.

Herzliche Grüße
Monsti

Klaus Herrmann

Liebe Monsti,


ZitatEs handelt es sich um eine dentritische Form, die in der Natur überall dort vorkommt, wo es um den Transport von Flüssigkeiten zu einem tiefsten Punkt geht.

in diesem Zusammenhang ist die Assoziation eines Freundes besonders gut, der meinte Nervenzellen - da fließt dann das Hirnschmalz ;D zusammen.

Ich werde mal noch ein paar andere Stellen aufnehmen, vielleicht kommt ja doch die richtige Assoziation!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Dünnschliffbohrer

Mir erscheint das ganze als Artefakt - Glyceringelatine ist ja nicht gerade das beständigste Einbettungsmittel. Man vergleiche auch die anderen schwarzen unregelmäßigen Strukturen.- Db.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]