Dünnschliffe von Mikrofossilien

Begonnen von Holger Adelmann, April 19, 2011, 23:25:51 NACHMITTAGS

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Holger Adelmann

Liebe Freunde,

ich möchte diesen Artikel heute noch um den Anschliff eines Knochens von Apathosaurus ("trügerische Echse") aus dem Oberen Jura (ca. 150 Mio Jahre) ergänzen.
Der Apathosaurus, auch Brontosaurus ("Donnerechse") genannt, war einer der grössten Saurier und daher wohl auch einer der bekanntesten.

Der Knochenschliff wurde am Leitz Orthoplan (Plan Apo 63 / 0.95 corr.) im polarisierten Licht mit der Moticam 2300 aufgenommen.
Man sieht wiederum sehr schön die Osteozyten mit ihren feinen Ausläufern.

Hier noch ein Link zur Webseite des MKB, wo Fahrenheit ein paar Bilder aus einem Histoatlas eingestellt hat, zum Vergleich.
http://www.mikroskopie-bonn.de/bibliothek/geologie/index.html#a822

Viele Spass beim anschauen.
Herzliche Grüsse
Holger




Holger Adelmann

Liebe Kollegen,

heute ergänze ich den Mikrofossilien-Beitrag wieder um ein paar Bilder (bitte um Nachsicht wenn nicht alle Objekte wirklich "mikro" sind  ;)).

Bild 1 zeigt einen Schliff durch den Backenzahn eines Mastodons aus dem Pliozän von England (ca. vor 3 Mio Jahren). Das Mastodon ist ein Vorfahr der heutigen Elefanten.
Es ist die Grenze zwischen Dentin  (Zahnbein - innen) und Schmelz (aussen) dargestellt. Die feinen Dentinkanälchen und anschliessenden Fasern im Schmelz sind nach etwas Kontrastverstärkung gut zu erkennen.



Bild 2 zeigt eine kleine Schnecke aus den Moosbacher Sanden, Wiesbaden (liebe Regi, hier nochmals herzlichen Dank für die Steinprobe !).
Dieses Gestein stammt aus dem Pleistozän (Cromer Warmzeit: 850.000 bis 475.000 Jahre) und ist noch nicht gut verfestigt.



Die Bilder 3-5 zeigen fossile Foraminiferen aus dem Nummulitenkalk von Wietersdorf in Kärnten (Eozän: Lutetien, ca. 50 Mio Jahre).







Bild 6 und 7 zeigen Knochenschliffe vom Nothosaurus (Mitteltrias: unterer Muschelkalk (ca. 240 Mio Jahre), Polen).
Bild 6 zeigt die Übersicht eines Röhrenknochens mit (von links nach rechts):
Corticalis ("Rinde") -> Compacta -> Spongiosa ("Schwammknochen" - enthält das Knochenmark).
Bild 7 zeigt Details eines Knochenbälkchens in der Spongiosa mit wiederum schön erhaltenen Osteozytenhöhlen und - Ausläufern.





Viel Spass beim anschauen & herzliche Grüsse
Holger




Dünnschliffbohrer

Hallo Holger,
die netzförmigen Gebilde von Teil 4, Bild 1 und 2, sowie Bild 5 der Zusammenfassung am Ende des Diskussionsfadens stellen meines Erachtens Kalkalgen (Corallinaceen, vgl. z.B. Lithothamnium) dar.
Bei dern Objekten, die von anderen Foristen mit Foraminiferen Rotalia verglichen wurden, handelt es sich um Echinodermenreste. Sie zeigen die einheitliche Auslöschung über große Teile des angeschnittenen Skelettelementes, die fünfstrahlige Symmetrie, und vor allem die typische Stereom-Struktur von Echinodermenskleriten. Auch stimme ich deinem Einwand gegen die Foraminiferen-Deutung, nämlich dem hohen geologischen Alter, voll zu. Im Silur sind neben Krinoiden auch reichlich andere Echinodermen zu erwarten, jedoch kaum Foraminiferen, die damals noch sehr unbedeutend waren. So viel auf die Schnelle als Nachtrag zu einem alten Beitrag. - Dsb.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Holger Adelmann

Spät kommt er - aber nicht zu spät  :)
Herzlichen Dank für Die Ergänzungen, dsb.

Schönen Sonntag
Holger

Lothar Gutjahr

Danke Holger,

ich staune da ehrfürchtig und nehme wiedermal zur Kenntnis, wie extrem kurz doch unsere Erlebnisspanne reicht. Irgendwie berührt mich das noch mehr, als die Insekteninklusen im Bernstein. Wenn man sich vorstellt wie da mal der Saft nach oben zog.  >>>CHAPEAU<<< !

Schönen Sonntag

Lothar

Florian D.

Hallo Holger,

nachdem ich letztes Wochenende an einem Kakerlakenkurs teilgenommen habe, bin ich auf diesen alten Thread gestoßen. Die Bilder von den Strukturen in den Knochen sind wirklich spektakulär! Da musste gleich an einen Artikel aus Spektrum der Wissenschaft denken:
https://www.spektrum.de/news/blutspuren-aus-der-kreidezeit/1072452 .
Hast Du Dir in der Zwischenzeit eigentlich ein Eberle Schleifgerät zugelegt?

Viele Grüsse,
Florian

Klaus Herrmann

ZitatEberle Schleifgerät zugelegt?

du meinst sicher den Georg Abele? Aber viele Schwaben heißen natürlich auch Eberle.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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